Bolivien 

Landesdaten

21.12. bis 23.12 2003 Copacabana am Titicacasee
23.12 bis 27.12.2003
Feliz Navidad oder Weihnachten mal anders
27.12 bis 31.12.2003 Überfall im Amazonas
31.12. bis 04.01.2004 La Paz: Der Zaubermarkt und zu Gast im Knast
31.12. bis 04.01.2004 La Paz: Die Coca Bonbons und eine nicht alltägliche Fahrradtour
04.01. bis 07.01.2004 Salar de Uyuni, der größte Salzsee der Welt
Resümee Bolivien

31.12. bis 04.01.2004 La Paz: Die Coca Bonbons und eine nicht alltägliche Fahrradtour

Schon in Peru sehen wir zum ersten Mal Coca. Coca, getrocknete grüne Blätter die aussehen wie Lorbeerblätter. Coca gehört in den Andenstaaten zum alltäglichen Lebensmittel. Es gibt Teebeutel mit Coca, Pastillen und natürlich die Blätter, die Körbeweise auf den Märkten angeboten werden. Coca wird hier hauptsächlich konsumiert um mit der Höhe besser fertig zu werden und so stopfen auch wir uns einige Blätter in den Mund, kauen kurz darauf rum und deponieren dann die ganze Sache zwischen den Zähnen und den Backen. Es schmeckt ziemlich eklig und die Wirkung kommt bei uns nie zustande da wir nach kurzer Zeit alles wieder ausspucken.
Da Coca hier scheinbar eine sehr wichtige Rolle spielt und wir aber nicht wissen was Coca eigentlich genau ist und was Coca- Cola und Kokain damit zu tun haben, besuchen wir das Coca Museum in La Paz. Dieses Museum wurde von verschiedenen Fachleuten, Ärzten und Drogentherapeuten gegründet. Es soll besonders Jugendliche vom Drogenkonsum abhalten.

In Särgen (Mumien) von 2500 vor Christus wurden bereits Reste von Cocablättern im Norden von Peru gefunden.
1200 nach Christus extrahieren die Inkas das Öl des Coca, mit dessen Hilfe sie Gehirnoperationen (Entfernung von Tumoren) durchführen.
1551 betrachtet der Rat der katholischen Kirche in Lima das Cocablatt als "teuflisch" und bezeichnet es als Hindernis für das Christentum.


Eine Studie von 1977 hat ergeben:
Der traditionelle Gebrauch des Coca:
- steigert die Toleranz in Bezug auf die Arbeit (bedeutet nicht, dass die Arbeitskraft zunimmt, sondern dass mehr gearbeitet werden kann, bis der Zustand der Erschöpfung eintritt). Daher wird viel Coca in den Minen Boliviens konsumiert
- stimuliert die Atmung (verbessert die Sauerstoffaufnahme)
- reguliert den Glucose Kreislauf
- und beeinträchtigt die normale Nahrungsaufnahme nicht.
"Coca trägt wesentlich zur Anpassung an das Leben in der Höhe bei"

Sigmund Freud entdeckt zuerst die stimulierenden Fähigkeiten des Kokain und gilt als erster Kokainabhängiger in der Geschichte. Dies löste einen regelrechten Boom aus und das Konsumieren von Kokain wird zur Modeerscheinung.
Merck, Darmstadt stellt als erster Kokain auf kommerziellem und industriellem Niveau zur örtlichen Betäubung her.
Das über Jahre hinweg legale Kokain wird in Europa exklusiv von Merck produziert. 
Kokain war das erste lokale Betäubungsmittel und wurde in Deutschland um 1860 eingeführt. Vorher war jeder chirurgische Eingriff eine Tortur. Im allgemeinen wurde der Patient gefesselt und die Bewusstlosigkeit wurde durch Schläge auf den Kopf erreicht.

1863 wurde in Paris das beliebteste Produkt der Cocablätter entwickelt, der MARIANI Wein. Er wurde aufgrund seiner stimulierenden Effekte auf der ganzen Welt vertrieben und Papst Leon der XIII zeichnete den Wein, wegen seiner wohltuenden Eigenschaften mit einer Goldmedaille aus. Der Wein wurde oft imitiert. Die berühmteste Variante stammt aus dem Jahre 1886 von John Pemberton, Pharmazeut aus Atlanta, genannt French Wine Coca, später Coca-Cola. Sie enthielt außerdem ein Extrakt der Kolanuss aus Ghana und eine große Menge Koffein. Aufgrund eines Gesetzes, das alkoholische Getränke verbot, war eine Formel gefordert, die auch ohne Alkohol die stimulierenden Effekte aufwies - Coca Cola. 
Asa Candler, ein verarmter Pharmazeut, kam mit 1,75 US$ nach Atlanta und kaufte 1888 die Rechte für Coca-Cola. 1914 wurde das Coca in Cola verboten. Heute enthält Coca-Cola kein Kokain mehr, dafür aber mehr Koffein. Die Cocablätter werden nur noch verwendet, um den typischen Geschmack zu erzielen. 1995 kaufte Coca-Cola 204 t Coca.
Seit 1950 wird Coca als Übel für die Menschheit betrachtet. Die Vereinten Nationen beschlissen in der Genfer Konvention von 1961 die Vernichtung des Coca, genehmigt wird lediglich Pflanzungen von industrieller Bedeutung (z.B. Coca-Cola).

Kokain - zunächst als Substanz gefeiert, die zu  Wohlbefinden und Fortschritt der Menschheit beiträgt - wandelte sich durch die Drogengesetze zum Feindbild Nummer 1. Heute ist die Verwendung von Kokain total verboten nur die synthetischen Derivate dürfen von einigen Ländern (USA, Deutschland,...) dem "Club des legalen Kokains" hergestellt werden.
Die Vereinigten Staaten präsentieren 5 % der Weltbevölkerung und konsumieren 50 % des auf diesem Planeten verfügbaren Kokains. Jedes Jahr konsumieren 1 Million Nordamerikaner zum ersten Mal Kokain. Es sterben jährlich ca. 30.000 Amerikaner infolge von illegalem Drogenkonsum. 

Die Kokain-Industrie:
Die Cocablätter werden im Dschungel Boliviens verarbeitet. Die Arbeiter treten in einer Wanne stundelang auf den Cocablättern herum. Sieben Männer können 328 kg Blätter in 12 Stunden zu 1 kg Basispaste Kokain verarbeiten. Sie gehören zu den Ärmsten der Armen und werden meist mit Coca Paste entlohnt und das bei den riesigen Gewinnspannen der Drogenhändler. Oft sind sie selbst abhängig und arbeiten für ihre Sucht.
Die weiteren Fertigungsstufen erfolgen in großen Städten, da viele Chemikalien notwendig sind und diese im Dschungel schwer zu beschaffen sind.

Bolivien investiert mit Unterstützung der USA,  Millionen in die Bekämpfung des Kokains. Es wurden spezielle Gruppen eingesetzt, die bereits große Erfolge erzielten.
Neben dem Verbot der Drogenproduktion und den Konsumenten gibt es ein weites Feld von legalen Unternehmungen: Die Banken, die das Geld waschen. Die Geldwäsche erfolgt bei den mächtigen Banken in der 1. Welt. Die Substanzen zur Herstellung stammen von Chemiefabriken in den USA und Europa. Doch der ''Buhmann''  der reichen Industriestaaten ist und bleibt das 3. Weltland Bolivien.

Nach dem interessanten Rundgang in dem kleinen Museum mit deutscher Infobroschüre haben wir im Shop Coca Bonbons gekauft. Sie sehen aus wie unförmige Kräuterbonbons. Beim lutschen merkt man jedoch schnell die betäubende Wirkung im Mund, sofern der Geschmack einen nicht schon nach 1 Sekunde veranlasst, das Bonbon wieder auszuspucken (-> Antonia).

Eine nicht alltägliche Fahrradtour

Die Anden fallen im Nordosten von La Paz über die berühmten Yungas in das bolivianische Tiefland ab. Yungas sind Berg- und Nebelwälder mit tiefeingeschnitten Tälern und Schluchten. Der eiskalte Pass La Cumbre auf 4650 m ist dabei der höchste Punkt und was danach folgt, wird als "gefährlichste Strasse der Welt" Werbewirksam betitelt. Ununterbrochen geht es fast 3000 Höhenmeter bergab, die Straßenführung ist spektakulär, die Aussicht grandios.

Ideale Bedingungen für eine "Downhill" Fahrradtour und genau das haben einige Touranbieter erkannt. Ich (Thomas) buche eine Tour und starte im Schnee mit 2 anderen Abenteuerlustigen auf  ca. 4700 Metern. Die Fahrräder sind gut, sogar mit Scheibenbremsen ausgestattet. Es bläst ein eiskalter Wind und die Finger verkrampfen schnell beim andauernden bremsen. Auf fast 4000 Metern müssen wir dann auch noch ein Stück aufwärts strampeln. In der Höhe ist das wirklich kein Spaß mehr. Doch dann kommt der spektakulärste Teil der Strecke, Hunderte von Metern fällt der Berg fast senkrecht ab und die Piste ist zeitweise nur so breit wie ein Wagen. Talwärts fahrende Fahrzeuge müssen immer außen an der Schluchtkante entlangzirkeln, da der bergrauffahrende Verkehr Vorfahrt hat, dieser fährt an der Innenseite der Strecke. Unser vorrausfahrender Führer meldet unserem direkten Begleiter immer per Funk, wenn ein Fahrzeug entgegenkommt und das Begleitfahrzeug hält uns den Rücken von Rasern frei, so daß unsere Tour sehr gut gesichert ist. Über die vielen Kreuze an der Streckenkante muß man hinwegsehen. Pro Jahr sterben auf dieser Strecke ca. 100 Leute, aber keine Angst, nicht beim Rad fahren, sondern in Nachtbussen mit übermüdeten Fahrern und Nebel. 
Wir fahren durch Wasserfälle, überqueren einige Bäche und genießen bei gemäßigtem Tempo die Sicht auf Bambus und tropische Sträucher. Zu zweit haben wir uns mit einem Führer vom Feld abgesondert und fahren die breiten Abschnitte etwas zügiger.
Kurz vor unserem Ziel bei über 30 Grad Celsius tropischer Hitze müssen wir plötzlich anhalten: Ein Erdrutsch hat die Strasse verschüttet und damit unpassierbar gemacht. Ein Bagger schafft innerhalb von einer halbe Stunde eine Lücke und wir fahren erschöpft und überhitzt weiter. Nach 5 Stunden haben unser Ziel Yolosa auf 1200 Metern erreicht und freuen uns über eine Dusche und eine große Portion Nudeln, bevor wir mit dem Jeep die Strecke wieder rauffahren. Ein toller Tag geht zu Ende. 

Coca Museum, La Paz

Das Coca Museum in La Paz

......Antonia beim Studieren der Broschüre

die Chemikalien zur Herstellung von Kokain 

und Merck, als einer der großen Hersteller

Eine nicht alltägliche Fahrradtour...

Der Start bei eisiger Kälte auf 4700 Metern

.....auf der Route mit Begleitfahrzeug im Hintergrund

für LKW's wirklich eine spektakuläre Strecke...

.....durch Wasserfälle

....nahe am tiefen Abgrund

....unser Führer (ein Englischlehrer, der in den Ferien hier arbeitet, um etwas mehr Geld zu verdienen)

Thomas mit seinem Finisher T-Shirt

Am Ziel: die beiden sind gemeinsam groß geworden

und seitdem unzertrennlich!